Referenzen
Deutschlands erstes Recyclinghaus am Kronsberg
BEMERODE | Treppenkamp 1, 30539 Hannover
Das Projekt
In der Kronsberg-Siedlung in Hannover hat Gundlach ein bundesweit einmaliges Recyclinghaus gebaut. Mehr als die Hälfte der verwendeten Werkstoffe haben die ökologisch engagierten Mitarbeiter:innen vor der Deponie gerettet. Statt die Baumaterialien wegzuschmeißen, hat sie Gundlach aufbereitet und neu eingebaut. Türen stammen aus einem alten Bauernhaus, gebrauchte Saunabänke dienen als stylische Holzlatten und benutzte Kakaobohnen-Jutesäcke helfen beim Dämmen der Wohnräume.
Nicht weniger als eine „kleine Revolution“ bezeichnete die Jury des Deutschen Fassadenpreises 2020 Gundlachs Recyclinghaus. Es zeige „Auswege aus dem umweltschädlichen Bauen“.
Recyclinghaus mit 150 Quadratmetern
Drei Jahre hatte Gundlachs Öko-Team zusammen mit dem Architektur-Büro Cityförster an dem Leuchtturm-Projekt gefeilt. 2019 zogen die Mieter:innen in den dreistöckigen, lichtdurchfluteten Massivholzbau aus Second-Hand-Materialien. Herausgekommen ist ein futuristisch wirkendes Haus mit mehr als 150 Quadratmetern Wohnfläche, das in seiner ganzen Art und Weise einmalig sein dürfte. „Viele Konstruktionen mussten extra für dieses Haus neu entwickelt werden. Wir waren sehr kreativ und flexibel“, sagt Gundlach-Projektleiterin Corinna Stubendorff.
Denn es konnte nur mit dem gearbeitet werden, was an „Abfällen“ in der Region Hannover übrig war. Einige Materialien wie etwa die Baustoffe für die Fassade musste sich Gundlach frühzeitig sichern. „Der Ausbau von Materialien ist viel teurer als der einfache Abriss eines Gebäudes“, erklärt Stubendorff. Ins Auge fällt direkt die grünlich-bläuliche Glas-Fassade in den unteren Stockwerken. Diese alten Profilbaugläser stammen aus einer abgerissenen Lackiererei ganz in der Nähe. Darüber erheben sich schwarze Faserzementplatten – sie hatten unbelastet von Schadstoffen in einem Freizeitheim für Jugendliche ausgedient.
Baustoffe gerettet aus Abrissen und Messebau
Im Inneren schaffen die Ziegelsteine aus einer abgerissenen Scheune ein Gefühl von Zuhause und Geborgenheit. An einer Wand im Obergeschoss ist von „global skills“ und „local precense“ die Rede, aber nicht weil die Mieter:innen das dorthin geschrieben haben. Die Wand wurde wie viele weitere Einbauschränke oder Türen im „ersten Leben“ im Messebau genutzt.
Das Bad ist mit Kronkorken eines Burger-Restaurants verziert, die als Waschbecken genutzte Schüssel stand zuvor in einem Sportcenter. „Wenn man im Haus steht, merkt man nicht, dass vieles aus zweiter Hand kommt. Es hat eine besondere Atmosphäre und seinen ganz eigenen architektonischen Charme“, sagt Franz Gerbens, Ökologiebeauftragter bei Gundlach.
Massivrohbau ist recyclebar
Obwohl dieses Gebäude zu einem großen Teil aus Abfällen besteht, erreicht es den Standard eines Niedrigenergiehauses. Aber nicht alles ist schon einmal genutzt worden. Ein Beispiel: Am Kronsberg dürfen nur dreifachverglaste Fenster verbaut werden. Doch die gab es zu der Zeit nicht als „Second-Hand“. Die Doppelverglasung aus den ebenfalls im Freizeitheim geretteten Aluminium-Fenstern musste Gundlach daher ausbauen und ersetzen.
Zu einem perfekten Recyclinghaus gehört aber auch, dass die Baustoffe später einfach und leicht verwertet werden können, sollte das Gebäude irgendwann mal seinen Zweck erfüllt haben. Der Rohbau aus leimfreien Massivholz kann nach Ende seiner Lebensdauer ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Andere Materialien wie zum Beispiel die Kupferohre der Heizung liegen offen an der Wand – und sind daher einfach auszubauen. „Wir haben durch das Projekt viel Zuversicht mitgenommen, dass man auch mit alternativen Materialien etwas schaffen kann. Recycling wird für uns und die Branche immer wichtiger“, betont Stubendorff.
Neue Ideen bei Gundlach
Gundlach hat sich bis zum Jahr 2025 das Ziel gesetzt, dass 80 Prozent der verwendeten Baustoffe einen Recyclinganteil haben oder nachwachsend sind. „Der Anspruch aus dem Projekt ist auf uns übergegangen. Wir haben das Thema noch mehr durchdrungen und prüfen immer wieder neue Ideen“, erklärt Gerbens. Zum Beispiel arbeitet Gundlach inzwischen mit Recycling-Beton, der bis vor wenigen Jahren in der Region Hannover überhaupt nicht erhältlich war. „Wir sind bei Gundlach inzwischen geübt darin, Dinge anders und neu zu denken“, betont Gerbens.
Zahlen & Fakten
Baubeginn | Frühjahr 2018 |
Fertigstellung | Sommer 2019 |
Objekttyp | Einfamilienhaus zur Vermietung |
Wohnfläche | 150 m² |
Zimmer | 4 |
Ein riesiges Rohstofflager
Der Bausektor ist verantwortlich für einen großen Teil des weltweiten Ressourcenverbauchs und Müllaufkommens. Überall werden Gebäude neu gebaut und wieder abgerissen. In Städten wie Hannover ist ein riesiges Rohstofflager vorhanden, das bislang kaum genutzt wird. Mit Blick auf den Klimawandel wird das Wiederverwerten von Baustoffen und Materialien sowie das recyclinggerechte Bauen in Zukunft immer wichtiger.
Bauministerin Geywitz fasziniert von Recyclinghaus
Ein Haus aus Abfällen - geht das? Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wollte es genauer wissen und besuchte im Mai 2023 das Recyclinghaus von Gundlach. Sie war schnell sehr angetan davon, wie es Gundlach und dem Architekturbüro Cityförster gelungen ist, Baustoffe und Elemente wiederzuverwerten. "Das Haus strahlt seinen ganz eigenen Charakter aus", sagte sie und fügte hinzu: "Ich würde sofort einziehen, wenn es in Potsdam stehen würde."
Auszeichnungen
Presse
Reportagen und Recherchen
Alles schon mal da gewesen - Das Recyclinghaus
(Quelle: ntv, Ratgeber - Bauen und Wohnen, TV-Folge 3 vom 11.2.2020, 18:35 Uhr, LINK ABGELAUFEN)
Schätze im Schutt, Alte Rohstoffe neu genutzt.
(Quelle: ZDF, plan b, Autor: Andrea Ernst, Video verfügbar bis 6.11.2020 - Videodauer: 23 Min., LINK ABGELAUFEN)
Re: Nachhaltig Bauen, Wie man Schutt in Rohstoffe verwandelt.
(Quelle: ARTE G.E.I.E., Reportagen und Recherchen, Video verfügbar bis 25.09.2019 - 24.12.2019 - Videodauer: 32:05 Min.)
Artikel
#buildingofthefuture | Am Kronsberg in Hannover steht Deutschlands erstes Recyclinghaus
(Quelle: Engel & Völkers Investment Consulting GmbH, 26.01.2021, LINK ABGELAUFEN)
Recyclinghaus erhält Anerkennung für den Niedersächsischen Holzbaupreis 2020
(Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 2020, 25.11.2020)
So lebt es sich in einem Recyclinghaus
(Quelle: Neue Presse online, Autor: Jens Strube, 20.11.2019)
Nachhaltigkeit im Alltag. Mit Glasbehältern ins Recycling-Haus
(Quelle: leinetal24.de online, 15.10.2019)
Das Recycling-Haus nimmt Gestalt an, Bauprojekt in Hannover nutzt vorhandene Rohstoffe für einen Neubau
(Quelle: Immobilien Scout 24 online, 2019)
"Recycling-Haus" für mehr Energieeffizienz im Bausektor
(Quelle: Wüstenrot Immobilien News online, 21.05.2019)
Bauboom und Rohstoffknappheit: Ist das Recycling-Haus die Lösung?
(Quelle: Haufe News online, Autor: Felix Rebers und Oliver Seidel, 26.04.2019)
Recyclinghaus lockt 500 Neugierige an
(Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung online, 25.10.2018)
Hannover: Ein Haus aus Recyclingmaterial
(Quelle: Neue Presse online, 21.10.2018)
Gundlach baut Hannovers erstes Recyclinghaus am Kronsberg
(Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung online, 17.10.2018)
NDR - Alte Steine, alte Jute: Neubau mit Geschichte
(Stand: 27.08.2018 20:26 Uhr - Lesezeit: ca. 3 Min., LINK ABGELAUFEN)
NDR - Haus aus Müll: Der Recycling-Bau in Hannover
(Stand: 28.08.2018 12:41 Uhr - Lesezeit: ca. 4 Min.)
Recyclinghaus, Aus alt mach neu
(Quelle: Süddeutsche Zeitung online, Autor: Joachim Göres, 24.05.2018)
In Kronsberg entsteht ein einmaliges Recyclinghaus
(Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung online, 13.04.2018)
Das Experiment Recyclinghaus
(Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung online, 25.04.2017)